Liebe Freunde und Wallfahrer!
Wenn es Herbst wurde und die Blätter von den Bäumen herabschaukeln haben wir in unserer Studentenzeit gerne am Abend im Garten eine Gruppe gebildet, gesungen, Geschichten gelesen oder unserem Lehrer zugehört, weil er so gut erzählen konnte. Es hat uns einfach gut getan und wir freuten uns schon den ganzen Tag auf den Abend. Möchten Sie, liebe Eltern mit ihren Kindern nicht auch einen solchen Abend erleb en, vielleicht nach einem anstrengenden Tag, einmal abschalten, träumen und zuhören? Jetzt ist eine gute Gelegenheit, wenn es früher dunkel wird und das Warten auf das Jesukind im Advent zu den schönsten Wochen des ganzen Jahres zählt. Vielleicht sind die kleineren Kinder noch dankbarer für das gemütliche Beisammensein und ein Abendgebet als es wir Erwachsene sind. Deshalb wage ich es, heute nichts Aufregendes, sondern nur eine kleine Geschichte mitzuschicken.
Viele Grüße und viel Freude beim Lesen wünscht ihnen und Ihrer Familie P. Gerhard
Der kleine Gottsucher
Es war einmal ein kleiner Junge, der unbedingt Gott begegnen wollte. Er war sich bewusst, dass der Weg zu dem Ort, an dem Gott lebte, ein sehr langer war. Also packte er sich ein Rucksack voll mit Coca-Dosen und mehreren Schokoriegeln und machte sich auf die Reise. Er lief eine ganze Weile und kam in einen kleinen Park. Dort sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben zuschaute, die vor ihr nach Futter auf dem Boden suchten. Der kleine Junge setzt sich zu der Frau auf die Bank und öffnete seinen Rucksack. Er wollte sich gerade eine Cola herausholen, als er den hungrigen Blick der alten Frau sah. Also griff er zu einem Schokoriegel und gab ihn der Frau. Dankbar nahm sie die Süßigkeit und lächelte ihn an. Und es war ein wundervolles Lächeln! Der kleine Junge wollte dieses Lächeln noch einmal sehen und bot ihr auch eine Cola an. Und sie nahm die Cola und lächelte wieder – noch strahlender als zuvor. Der kleine Junge war selig. Die beiden saßen lange Zeit auf der Bank im Park, aßen Schokoriegel und tranken Cola – aber sprachen kein Wort. Als es dunkel wurde, spürte der Junge, wie müde er war, und er beschloss, zurück nach Hause zu gehen. Nach einigen Schritten hielt er inne und drehte sich um. Erging zurück zu der Frau und umarmte sie. Die alte Frau schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln. Zu Hause sah die Mutter die Freude auf dem Gesicht ihres kleinen Sohnes und fragte: „Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Und der kleine Junge antwortete: „Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen – und sie hat ein wunderbares Lächeln!“ Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn schon auf sie wartete. Auch er fragte sie, warum sie so fröhlich aussähe. Und sie antwortete: „Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen – und er ist viel jünger, als ich gedacht habe“ (Hoffsümmer).
Ihr P. Gerhard M. Walder OSM